Da die Kosten für die Neukundengewinnung stetig steigen, argumentieren einige Marketer, dass Retention (Kundenbindung) die neue Akquise sein sollte. Und sie haben recht – besonders wenn Ihr Ziel darin besteht, den Customer Lifetime Value zu maximieren.
Marken, die Retention priorisieren, müssen nicht ständig neuen Kund:innen hinterherjagen, nur um ihren Umsatz zu halten – sie sparen sich also das Verbrennen von Marketingbudgets. Sie wissen: Wahres Wachstum entsteht, wenn man bestehende Kund:innen hält. Und wenn es um Retention geht, ist kein Kanal so effektiv wie E-Mail-Marketing.
Denken Sie mal darüber nach – Ihre Kund:innen haben Ihnen bereits die Erlaubnis gegeben, sie per E-Mail zu kontaktieren. Das macht E-Mail zum direktesten, kosteneffizientesten und persönlichsten Kanal (es sei denn, Sie planen, an Türen zu klopfen, um Ihr neues Produkt zu bewerben – aber ehrlich gesagt: keine gute Idee).
Begleiten Sie uns, während wir alles durchgehen, was Sie über Retention-E-Mails wissen müssen – von Praxisbeispielen bis zu umsetzbaren Tipps.
Warum E-Mail-Marketing für Kundenbindung?
Wie bereits erwähnt, ist E-Mail aufgrund ihrer Direktheit perfekt geeignet, um langfristige Kundenbeziehungen aufzubauen. Anders als bei bezahlten Anzeigen (wo Sie ständig zahlen müssen) oder Social Media (wo Algorithmen jederzeit ändern können), behalten Sie bei E-Mails die volle Kontrolle über Ihre Kommunikation.
Einer der größten Vorteile: Ihre Zielgruppe ist „im Besitz“ und nicht „gemietet“. Ihre E-Mail-Liste ist ein echtes Asset – unabhängig von schwankenden Anzeigenpreisen oder Plattformänderungen.
Außerdem übertrifft E-Mail andere Kanäle regelmäßig bei der Performance – vor allem beim Return on Investment (ROI). Laut interner Analyse von Omnisend erzielen Händler:innen im Schnitt einen ROI von 68 $ pro investiertem Dollar – ein Wert, der in anderen Kanälen selten erreicht wird.
Über die Kosten hinaus bieten moderne E-Mail-Tools leistungsstarke Möglichkeiten für personalisierte, ansprechende Erlebnisse. Dank Segmentierung und Automatisierung lassen sich hochrelevante Nachrichten basierend auf Kundenverhalten und -lebenszyklus versenden. Und das nicht nur für Aktionen – E-Mails spielen in jeder Phase der Customer Journey eine wichtige Rolle:
- Akquise: Begrüßen und onboarden Sie neue Kund:innen, stellen Sie Ihre Marke vor und bieten Sie einen Willkommensrabatt an;
- Engagement: Versenden Sie Follow-ups nach dem Kauf, personalisierte Produktempfehlungen oder edukative Inhalte, um Loyalität aufzubauen;
- Reaktivierung: Erreichen Sie inaktive Kund:innen mit Win-back-Kampagnen, um die Abwanderung zu verringern.
Ziele und KPIs bei der Kundenbindung
Was bedeutet Retention für Ihre Marke?
Retention ist ein weiter Begriff, der je nach Geschäftsmodell unterschiedlich interpretiert wird. Ziel ist es, genau zu definieren, was Erfolg für Sie bedeutet. Zum Beispiel:
- eCommerce-Unternehmen konzentrieren sich auf Wiederholungskäufe und geringere Abwanderung;
- Abomodell-Unternehmen setzen auf Verlängerungen und weniger Kündigungen;
- B2B- und SaaS-Firmen messen Erfolg an Produktnutzung und langfristigem Engagement;
- Content-getriebene Marken wollen dauerhaft hohe Engagement-Raten halten.
Das bildet das Fundament Ihrer Retention-Strategie. Nehmen Sie sich Zeit, um klare, messbare Ziele festzulegen. Geht es um mehr Wiederkäufe – wie viel Prozent genau? Möchten Sie den Customer Lifetime Value erhöhen – auf welchen Wert? Diese Benchmarks geben Ihrem Plan Struktur und Richtung.
Wichtige Kennzahlen für Retention-E-Mails
Wenn Sie gerade erst starten, sollten Sie diese E-Mail-KPIs im Blick behalten, um den Erfolg Ihrer Maßnahmen zu messen:
- Wiederkaufrate (Repeat Purchase Rate): Gibt an, wie viele Kund:innen erneut kaufen. Eine hohe Rate bedeutet starke Bindung. Ist sie zu niedrig, überarbeiten Sie Ihre Post-Purchase-Kommunikation (z. B. mit Anreizen oder Treueprogrammen);
- Abwanderungsrate (Churn Rate): Misst, wie viele Kund:innen nicht mehr mit Ihrer Marke interagieren – z. B. durch Abmeldung vom Newsletter, Inaktivität oder ausbleibende Käufe. Ziel: Abwanderung senken;
- Customer Lifetime Value (CLV): Der Gesamtumsatz, den ein Kunde über die gesamte Kundenbeziehung generiert. Je höher Ihre Retention, desto höher der CLV;
- Engagement-Rate: Klassische Metriken wie Öffnungsrate, Klickrate und Verweildauer. Hohe Engagement-Raten zeigen, dass Ihre Inhalte gut ankommen;
- Abmeldungen und Spam-Beschwerden: Warnsignale, dass Kund:innen abspringen oder Ihre Mails als irrelevant empfinden. Viele Abmeldungen deuten auf zu häufige, zu werbliche oder unpassende Inhalte hin. Spam-Beschwerden schaden zusätzlich Ihrer Absender-Reputation.
Wie Sie Retention-Benchmarks für Ihre Branche festlegen
Es ist keine Überraschung, dass verschiedene Branchen unterschiedliche Ergebnisse erzielen. Deshalb sollten Sie Benchmarks festlegen, die realistisch zu Ihrem Fall passen – statt willkürlichen Zahlen nachzujagen.
So können Sie starten:
- Analysieren Sie historische Daten, um Ihre Ausgangswerte bei Retention-Metriken zu bestimmen;
- Vergleichen Sie Branchen-Durchschnitte, denn Retention-Raten unterscheiden sich je nach Sektor stark;
- Analysieren Sie – wenn möglich – Ihre Wettbewerber, um ein realistisches Bild Ihrer Nische zu erhalten;
- Beobachten Sie Verbesserungen im Zeitverlauf und testen Sie verschiedene Strategien per A/B-Testing.
So entsteht eine fundierte Ausgangsbasis, die auf Ihren konkreten Fall abgestimmt ist – denn Erfolg bedeutet für jedes Unternehmen etwas anderes.
6 Haupttypen von Retention-E-Mails
Schauen wir uns verschiedene Arten von Retention-E-Mails an und wie Marken sie in der Praxis einsetzen.
1. Willkommens- und Onboarding-E-Mails
Eine Retention-Strategie beginnt ganz am Anfang der Customer Journey. Deshalb ist es wichtig, mit einer Willkommens- und Onboarding-Serie den richtigen Ton zu setzen. Es gibt viele Ansätze, aber entscheidend ist: Zeigen Sie den Mehrwert Ihres Produkts und führen Sie die Kund:innen durch die wichtigsten Schritte.
Ein gutes Beispiel ist Navans Onboarding-E-Mail:
(Quelle: Email Love)
Diese E-Mail ist ein starkes Beispiel für ein gelungenes Onboarding. Das macht sie wirkungsvoll:
- freundliche, einladende Bilder schaffen sofort eine positive, persönliche Stimmung;
- eine strukturierte Schritt-für-Schritt-Anleitung hilft bei der Kontoeinrichtung;
- knappe, nutzenorientierte Texte sorgen für Klarheit und Motivation.
2. E-Mails nach dem Kauf (Post-Purchase)
Ein Kauf ist erst der Anfang – Post-Purchase-E-Mails halten die Bindung aufrecht, stärken die Loyalität und fördern Wiederholungskäufe. Ziel ist, den Wert des Kaufs zu unterstreichen, Tipps zur Nutzung zu geben und den Kontakt zur Marke zu halten.
So macht es Hims:
(Quelle: Email Love)
Hims stärkt die Kundenbindung mit edukativen Inhalten und positioniert sich als Experte. Warum das gut funktioniert:
- eine selbstbewusste Headline stärkt das Vertrauen in die Kaufentscheidung;
- ein klarer Call-to-Action („Jetzt einrichten“) fordert direkt zur Nutzung auf;
- ein „Hot Tip“ bietet nützliche Anwendungshinweise für mehr Erfolg mit dem Produkt;
- ein Link zum Support („Help Spot“) reduziert mögliche Hürden bei Fragen.
3. VIP- und Treueprogramm-Mails
Wir alle wollen aus Kund:innen echte Fans machen. Mit exklusiven Vorteilen, Early Access oder Belohnungen kommen Sie diesem Ziel näher. Marken können hier besonders durch smarte Segmentierung profitieren, um ihre treuesten Kund:innen zu identifizieren und gezielte Inhalte zu versenden.
Ein gutes Beispiel kommt vom SRF Club:
(Quelle: E-Mail vom SRF Club)
Diese Nachricht zeigt, wie ein durchdachtes Loyalty-Programm echtes Engagement auslöst:
- feierlicher Ton („Feiere mit mehr Belohnungen“) vermittelt Wertschätzung;
- personalisierte Angaben („Du hast 309 Punkte“) motivieren zur Einlösung;
- klare Anreize („8 NEUE Prämienartikel“) schaffen Dringlichkeit und Exklusivität.
4. Replenishment- und Nachbestell-E-Mails
Bei Verbrauchsprodukten helfen Replenishment-E-Mails gleich doppelt – sie zeigen Fürsorge und kurbeln gleichzeitig Wiederkäufe an. Automatisierte Erinnerungen basierend auf Kaufverhalten und -zyklen machen den Bestellprozess nahtlos.
Ein tolles Beispiel liefert Graza:
(Quelle: Email Love)
Diese E-Mail animiert zur Nachbestellung und stärkt gleichzeitig die Markenbindung durch Zusatznutzen. Warum das gut funktioniert:
- eine einfache Schritt-für-Schritt-Anleitung nimmt jede Hürde bei der Nachbestellung;
- spielerischer Markenstil („Squeeze your heart out“) sorgt für Wiedererkennung und Spaß;
- Rezepttipps bieten Mehrwert über das Produkt hinaus und halten Kund:innen aktiv;
- lebendige Lifestyle-Bilder schaffen ein inspirierendes Gefühl – perfekt für Food-Liebhaber:innen.
5. Win-back- und Reaktivierungs-E-Mails
Nicht alle inaktiven Kund:innen sind verloren – manchmal brauchen sie nur einen kleinen Anstoß, um zurückzukehren. Win-back-E-Mails helfen, gefährdete Kontakte zu identifizieren und bieten eine letzte Chance zur Reaktivierung. Achten Sie auf sinkende Öffnungsraten und nutzen Sie personalisierte Anreize, Produktneuheiten oder freundliche Erinnerungen daran, warum sie Ihre Marke einst liebten.
So macht es Levi’s:
(Quelle: Email Love)
Diese E-Mail reaktiviert inaktive Abonnent:innen auf charmante, leichte Weise – so gelingt der Wiedereinstieg:
- Chat-Format vermittelt eine persönliche, alltagsnahe Atmosphäre;
- lockerer Ton nimmt den Druck raus und wirkt einladend;
- klare Wahlmöglichkeit („KEEP ME SUBSCRIBED“ vs. „UNSUBSCRIBE“) gibt Empfänger:innen Kontrolle;
- sanfte Exit-Message („We’ll miss you, but we understand“) verhindert negative Gefühle und hält die Tür offen für spätere Reaktivierung.
6. Meilenstein- und Jubiläums-E-Mails
Ob Geburtstage, Kaufjubiläen oder VIP-Erfolge – das Feiern von Meilensteinen schafft emotionale Momente, die die Markenbindung stärken. Mit einem Geschenk, Rabatt oder exklusivem Vorteil zeigen Sie Wertschätzung und fördern Folgekäufe.
Ein gelungenes Beispiel ist diese Geburtstagsmail von Health-Ade:
(Quelle: Email Love)
Diese E-Mail feiert ein Markenjubiläum und animiert Kund:innen mit einem zeitlich begrenzten Angebot. Warum sie funktioniert:
- kräftige Headline („3 Years of Glowing“) setzt sofort einen festlichen Ton;
- klarer Rabatt (20 % mit Code GLOWUP20) sorgt für Dringlichkeit und Conversions;
- Produkt-Highlights zeigen den Nutzen und motivieren zur Auswahl;
- kreativer CTA („Start Glowing“) ruft direkt zum Handeln auf.
Best Practices für Retention-E-Mails
Inzwischen ist klar: Retention-E-Mails sind keine Massenmails. Sie sind gezielt, automatisiert und auf Engagement ausgerichtet. Diese bewährten Prinzipien helfen, Ihre Strategie scharf zu halten:
- Segmentierung & Personalisierung: Nicht alle Abonnent:innen sind gleich – Ihre Mails sollten es auch nicht sein. Nutzen Sie Kundendaten, um nach Verhalten, Kaufhistorie oder Engagement zu segmentieren. Personalisierung – vom Namen bis zu Produktempfehlungen – erhöht Relevanz und Wirkung.
- Automatisierung vs. manuelle Kampagnen: Automatisierte E-Mails (wie Willkommenssequenzen, Nachbestell-Erinnerungen oder Win-back-Kampagnen) sorgen für konsistentes Timing bei minimalem Aufwand. Manuelle Kampagnen (z. B. saisonale Aktionen) erlauben Flexibilität und menschliche Note. Die ideale Retention-Strategie kombiniert beides.
- Text & Design: Retention-Mails sollten klar, spannend und leicht scannbar sein. Nutzenorientierte Texte statt reiner Werbeversprechen – kombiniert mit klarem Layout, aussagekräftigen Bildern und überzeugendem CTA.
Fazit
Retention-Marketing dreht sich um Beziehungen. Erfolgreich sind nicht die Marken mit der größten Liste, sondern die mit den engagiertesten Abonnent:innen, die sich geschätzt fühlen und gerne zurückkommen.
Jeder Typ Retention-Mail hat seinen Platz in der Customer Journey – und trägt dazu bei, Umsatz zu steigern, den Customer Lifetime Value zu erhöhen und Ihr Marketingbudget effizienter zu nutzen. Nutzen Sie das Gelernte und verfeinern Sie Ihre Strategie – denn Ihr nächstbester Kunde ist vielleicht der, den Sie schon haben.
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